Geschichte der Orgel “Opus 1”
des Orgelbauers Rudolf von Beckerath

„Wer in der Musik etwas Außerordentliches hören wollte, kam nach Hamburg", schrieb der erste Händel-Biograf Chrysander. Die Handelsmetropole an der Elbe besaß seit 1678 mit dem „Opern-Theatrum“ das erste öffentliche Opernhaus in Deutschland und muss gemeinsam mit einem vielfältigen Konzertprogramm im 17. und 18. Jahrhundert wie ein Magnet sowohl auf Musiker als auch auf das gesellschaftliche Leben dieser Zeit gewirkt haben. Die Orgeln der Hamburger Hauptkirchen und die damit verbundenen musikalischen Aufführungen hatten dabei einen großen Anteil an der Bedeutung Hamburgs als Metropole und Musikstadt.

Dies ist bis heute geblieben: Hamburg ist aktuell mit weit über 300 Orgeln aller Größen und Epochen eine der führenden Orgelstädte der Welt. In diese Vielfalt der Instrumente reiht sich die Orgel in der katholischen Kirche St. Elisabeth im Hamburger Stadtteil Harvestehude in besonderer Weise ein: Sie ist das Erstlingswerk – also das „Opus 1“ – des Hamburger Orgelbauers Rudolf von Beckerath, der 1949 seine eigene Orgelbaufirma gründete und danach aus Hamburg heraus weltberühmt werden sollte. Mit ursprünglich 27 Registern geplant, wurde das „Opus 1“ aus Kostengründen im Jahr 1951 zunächst nur mit 11 Registern und zwei Manualen (Hauptwerk und Brustwerk) mit mechanischer Traktur fertiggestellt. 1956 wurde die Orgel dann auf 18 Register erweitert und blieb in dieser Größe bis 2019 bestehen. Nachdem bereits einige Jahre eine Generalüberholung und dringend notwendige Reparaturen anstanden, wurde das Instrument im Jahr 2020 restauriert sowie erweitert für eine Anpassung an die im Laufe der Jahre gewachsenen Anforderungen. Ziel war es aber, trotz der Erweiterung das ursprüngliche „Opus 1“ zu erhalten und weiterhin als solches spielbar zu machen. Dies wurde erreicht durch einen weltweit einzigartigen „Doppel“-Spieltisch des Instruments: Auf der einen Seite befindet sich der zwei-manualige Spieltisch des Opus 1, so dass man von hier aus das Originalinstrument im neuen Glanz und in seiner Ursprungsstruktur von 1956 mit der Original-Tastatur spielen kann. Direkt gegenüber – integriert in einen großen ge­meinsamen Spieltisch – befindet sich die Konsole mit vier Manualen, von der man Opus 1 mit den Erweiterungen ansteuern kann, gewissermaßen als „Opus 1 neu“. Die Gesamtlösung beinhaltet somit eine Wiederherstellung des ursprünglichen Instrumentes sowie eine innovative, aber sensible Erweiterung im Sinne einer Synergie zwischen Tradition und Moderne. Die (Wieder-)Inbetriebnahme des Instruments erfolgte im Zuge einer Orgelweihe am 13.12.2020.

Die Reparatur und Erweiterung von Opus 1 wurde finanziert durch die St. Elisabeth Stiftung in Hamburg, die mit der kath. Kirche St. Elisabeth eng verbunden ist.

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“5 Jahre Engagement für unsere von Beckerath - Orgel Opus 1 waren erfolgreich! Eine Orgel - Zwei Spieltische - Die erste Orgel dieser Art weltweit steht bei uns in Hamburg! Dank gilt dem großen erfolgreichen Tatendrang der Organisten Christian Westerkamp und Jens-Christian Ludwig.”

Cornelius Grau
(Vorsitzender Stiftung St. Elisabeth)